Nördlicher Sommer. Reiseskizze

  • Author
    Klaus Mann

Die Schiffahrt von Stockholm nach Helsingfors dauert ungefähr achtzehn Stunden. In Helsingfors erwarteten uns Freunde.

Der erste Platz der finnischen Hauptstadt, über den wir fuhren, wirkte ganz wie das repräsentative Zentrum eines russischen Provinzortes. Eine feierlich weiße Öde, gekrönt vom Kuppelbau einer Kirche. Es ist nicht mehr griechisch-katholisch, dies Gotteshaus, aber sein Baustil ändert sich nicht mit dem veränderten Ritus. Das Hotel, in dem wir dann zu Abend aßen - Hotel Kämp - erinnerte mich ganz an die Überbleibsel einer vorrevolutionären Zivilisation, wie man sie in Moskau noch antrifft; etwa das Grandhotel, wo in der Sowjet-Kapitale die Fremden wohnen, mit seinen Palmwedeln, seinem humorvoll gravitätischen Portier aus vergangenen Tagen. Mein ganzes Entzücken wurde ein stattliches Wandgemälde im Hotel Kämp - nachher stellte sich heraus, daß es gewebt war, ein Gobelin -: darstellend zechende und schmausende Herrschaften der achtziger Jahre, mit all dem geträuften Schnurrbart und wogendem Busenausschnitt, wie es heute unseren ironischen Schönheitssinn so merkwürdig kitzelt.

Die Russen sind nicht beliebt hier. Die Kommunisten werden kurzerhand als 'Vaterlandsverräter' bezeichnet, ihre Partei ist verboten. Man weiß aber, daß sie unterirdisch arbeiten. Das große Finnland hat viel Arbeitslose, trotz seiner erstaunlich niedrigen Einwohnerzahl. Und Leningrad ist sehr nah.

Vielleicht liegt es an Verschiedenem, was man uns gleich am ersten Abend erzählte - aber dergleichen macht sich wohl auch rein atmosphärisch empfindbar -: Jedenfalls schien Finnland mir tragisch und spannungsreich, nach der schwedischen Idylle. Schon die Zweisprachigkeit - Finnisch - Schwedisch - gibt etwas Problematisches, besonders in Helsingfors; weiter drinnen im Lande wird freilich fast nur noch Finnisch verstanden, dieses wildfremde, beinah außereuropäische Idiom, von dem man sagt, daß es nur an das Ungarische erinnere; uns klingt es am ehesten wie Japanisch im Ohr, damit hat es aber auch seine bestimmte Bewandtnis. - Man glaubt noch in der Luft etwas von den Erregungen zu spüren, von denen hier die Geschichte der letzten fünfzig Jahre so heftig heimgesucht war. Die Spannung hat noch nicht völlig nachgelassen. Man kennt den politischen Fanatismus: Es gibt die Lappo-Bewegung, in deren Tendenzen wirklich einzudringen oder sie zu verstehen für den Außenstehenden freilich ebenso unmöglich ist wie im Falle unseres 'Nationalsozialismus' sogar für den aus der Nähe Beobachtenden: Die Tendenzen dieser reaktionär-anarchistischen Rassebewegung sind u n k l a r im tiefsten Grund. Man erzählt uns, gewiß vereinfachend, die Lappos seien 'rechtsradikal', ihr Hauptpathos das antikommunistische. Am interessantesten ist, was man uns über die bäuerischen Anfänge der Bewegung sagt, und über den ausgesprochen r e l i g i ö s-fanatischen Charakter, den sie damals trug. Auch heute noch ergreift und erhitzt sie Gemüter bis zu dem Grade, daß ich Familien getroffen habe, in denen irgendwie politische Themen überhaupt Tabu sind, weil ein Familienmitglied pro-, das andere anti-Lappo eingestellt ist und es Mord und Totschlag geben könnte, berührte man diese heikelsten Dinge.

Ein Volk, das mit den politischen Leidenschaften derart vertraut ist, wird auch in seinen Vergnügungen heftiger, gleichsam radikaler sein. Den ersten Abend in Helsingfors besuchten wir ein Etablissement, das sich 'Brunnen' nannte - es gab dort Operette im Freien und angeregtesten Tanzbetrieb - wo denn doch die Luft einer geschärften Vergnügungssucht wehte, wie wir sie in dem viel großstädtischeren Stockholm niemals angetroffen hatten. Später in einer kleinen Stadt hoch im Norden - sie hieß Rovaniemi - machten wir einen fast bäuerlichen Samstagabend-Ball mit. Der scheunenartige Bretterraum lag im rötlichen Halblicht, auf eine grell-monotone Musik wurde, bei allem Mangel an Technik, keineswegs nordisch-unschuldig getanzt. Die Mädchen, mit ihren kirgisisch hohen Wangenknochen, hatten eine recht infame Art sich zu schmiegen, wobei sie häufig die Köpfe tief zwischen die Schultern steckten, so daß sie mit einer gewissen lüsternen Buckligkeit an ihren auch nicht unbeteiligten Kavalieren hingen.

Wir blieben in Helsingfors nur kurze Zeit. Das Gut, auf dem wir eingeladen waren, liegt etwa 250 km von der Hauptstadt. Die Fahrt dorthin gab uns schon einen Begriff von der fast verwirrenden Einsamkeit dieses Landes. Nun kam die schwedische Landschaft uns belebt vor, da wir anfingen, diese finnische kennenzulernen, die Landschaft der vierzigtausend Seen und des unendlichen Waldes. Sie ist von einer Gleichförmigkeit, die aber fasziniert statt zu langweilen. Ein Reisender, von dieser Landschaft heimgekehrt, hatte mir erzählt, etwas Schöneres als Finnland gebe es in ganz Europa nicht. Dieses Urteil ist natürlich absolut falsch. Ich verstehe es trotzdem. Die finnische Landschaft könnte eine von jenen sein, denen man verfällt, wie man kaum einer 'schönen' verfiele.

Übrigens hatten wir Anlaß, erstaunt zu sein über das hohe kulturelle Niveau der mittleren Schicht dieses Landes, das doch kaum noch wie ein europäisches wirkt. In der ersten kleinen Stadt, wo wir einkehrten - Hämeenlinna -, aßen wir in einer halb privaten, recht bescheidenen Familienpension. Die Einrichtung dort war schlichter und von besserem Stil, als man sie an einem entsprechenden deutschen oder französischen Ort finden würde; die Bibliothek reichhaltiger, die Bilder besser. Man ist intellektuell sehr ehrgeizig dort. Man liest viel, das Wichtigste aus allen Sprachen wird ins Finnische übersetzt. Beinah jedes Dorf hat seine anständige Buchhandlung und das repräsentative Buchsortiment von Helsingfors, die Akademische Buchhandlung, findet kaum ihresgleichen in einer europäischen Hauptstadt; ihre Auslandsabteilung ist mustergültig. - Von der Elite des Landes rede ich nicht. Diese hält bestes europäisches Niveau. Bei unseren Gastfreunden spricht man fließend fünf oder sechs Sprachen; man liest, was es bei uns, in Paris und London an Neuestem gibt.

Das niedrige Herrenhaus liegt in einem Frieden, von dem wir Mitteleuropäer kaum noch wissen. In den langen Herbst- und Wintermonaten muß eine Ruhe hier sein, die für die Nerven dann zur Qual wird, die es verlernt haben, solche Lautlosigkeit auszuhalten. Trotzdem hat dieser Ort Katastrophen gekannt. Der Herr des Gutes wurde in seinem Haus von den Roten ermordet, als sie hier ihre Herrschaft hatten.

Daß hier so mörderische Unordnung geherrscht haben soll, kann man sich schon nicht mehr vorstellen: Der Friede scheint zu vollkommen. Die einzigen Aufregungen unseres stillen Lebens gehen jetzt von den Haustieren aus: von den beiden dänischen Doggen Jens und Tom und von der Schildkröte Adonis.

Der See, in dem wir täglich baden, hat fast schwarze Farbe, und wenn man die Glieder Hineintaucht, sehen sie kostbar aus, wie dunkel vergoldet. Manchmal fischen wir Krebse, von denen wir allabendlich jeder zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig Stück verzehren. Nach dem Krebse-Schmaus reibt man sich die Hände mit den Blättern von schwarzen Johannisbeer-Büschen ab, damit sie wieder frisch und angenehm werden. Das sind landesübliche Listen, geboren aus einer langen und gewaltigen Praxis. Nach der ungeheuren Mahlzeit blättern wir in den hochbetagten Photographie-Alben, an deren schweren und steifen Seiten die Erinnerungen einer großen, weitverzweigten Familie hängen. In demselben» altmodisch verschnörkelten Rahmen befestigt, schaut ein russischer Zar, dem irgendein Vorfahr unserer Freunde in St. Petersburg diente, mit strengem, militärisch unbeteiligtem Blick auf ein bedenklich schönes und süßes Jugendbild von Hermann B a n g, der, anrüchig vergeistigter Patriziersohn, in dem gastlichen Hause irgendeiner schwedischen oder dänischen Verwandten der A m i n o f f s verkehrte.

Es ist drückend heiß hier, abends kommt ein Gewitter. Aber dann klärt es sich wieder auf. Noch Ende Juli gibt es keine eigentliche Nacht: unser Himmel bleibt hell. Das Dunkel-werden: Nun erst merken wir, wie sehr wir es gewohnt waren, jeden Abend unsere Schwermut wieder an ihm zu erleben. Nun müssen wir erst die neue Stimmung dieses Himmels erlernen, der uns mit einer Art von schrecklicher Unermüdbarkeit um jede Mitternacht sein glasig kühles Licht gewährt.

 

Wir wollen nach Norden. Wenn man ganz Finnland hinauffährt, kommt man ans Eismeer. Aber erst werden wir Tage und Tage die pathetische Öde dieses großen, leeren Landes an uns vorbeiziehen lassen. - Es gibt wenig 'Sehenswürdigkeiten'. Die, von denen Reiseführer und Prospekte sprechen, sind kümmerlich gering. Was macht es uns schließlich aus, ob dieses Städtchen Kuopio oder lisalmi heißt? Sie liegen alle, Oasen in der Waldwüste, erdrückt von der Einsamkeit, die man in ihren trostlosen Gassen rauschen zu hören glaubt, wie Wasser, das sie umbrandet. Was geht es uns an, ob einer von diesen vierzig tausend Seen Saimaa-See heißt, und der berühmteste von allen ist, und seinerseits ich weiß nicht wieviel tausend Inseln sein eigen nennt? Wir halten uns an diesem See ein paar Tage auf in einem Ort, von dem wir wissen, daß er Punkaharju heißt. Das sind Ruhestationen auf der Fahrt nach Norden. Die Fahrt ist recht lang.

Die Menschen, mit denen wir auf den Landstraßen, in den Ortschaften zu tun haben, die wir beobachten während der Aufenthalte, sehen lange nicht mehr so einwandfrei nordisch aus, wie in Schweden. Ohne Frage, sie haben mongolischen Typus. Hohe Backenknochen zu dem flachshellen Haar: Es ist eine überraschende Mischung, die diese Nordländer mit den tibetanischen Gesichtern uns zeigen. Dazu paßt auch ihre Sprache, die nicht indogermanischen Stammes ist, und gewisse Eigenarten, die uns an der Architektur des Landes gleich zu Anfang auffielen. Die Silhouette dieser kleinen Brücke -: Das ist doch japanisch? und als wir eine berühmte Burg, die Olafsburg in Savonlinna, besichtigen, mutet irgendetwas an dem Stil ihres altersgrauen Gemäuers uns c h i n e s i s c h an, trotz der nordisch-ritterlichen Atmosphäre des Ortes.

In Schweden war jeder Garagenboy gewachsen wie ein Gardelieutnant und von Bewegungen, elegant wie ein Filmstar. Hier sind die Leute kleiner, gleichsam knorpliger; übrigens nicht weniger liebenswürdig und gesprächig, solange man in den südlicheren Teilen des Landes bleibt. Je kahler die Landschaft wird, desto verschlossener zeigen sich die Gesichter der Menschen, Ziemlich weit oben, wo der Birkenwald schon zum Gebüsch verkrüppelt, kamen wir durch ein Dorf, wo einfach niemand mehr uns antwortete, den wir nach dem Weg zu fragen versuchten. Die Mienen blieben verriegelt und starr. Das ganze Dorf war verstummt.

In dieser Gegend gibt es beinah nur noch moosige Flechte statt Gras. Die Kühe sind mager, die traurig auf ihrer grenzenlos weiten, aber dürren Weide stehen. Das erste Rentier springt vor unserem Wagen breitbeinig-behende über die holprige Straße, laßt sein Geweih, das uns sagenhaft; scheint, im niedrigen Buschwald verschwinden. - Jetzt sind wir in Lappland.

Die neue Eismeerstraße beginnt in Rovaniemi, wo die Eisenbahn aufhört. Man kann nur im Autobus reisen oder im eigenen Wagen. Die Fahrt von Rovaniemi bis hinauf nach Petsamo nimmt zwei Tage. Zuweilen scheint einem die Landschaft so, wie man sich die auf dem Monde vorgestellt hat, mit ihren wüsten und dunklen Kratern, ihren Hochplateaus ohne Vegetation, über die ein Wind bläst, der Angst macht.

Man könnte sagen, daß die Zivilisation beinah aufgehört hat - wenn nicht die bewundernswert organisierten Touring-Hotels dem Reisenden eine Unterkunft garantierten, wie sie die mitteleuropäische Provinz nicht überall bietet. Die Heime sind peinlich sauber, vorbildlich geführt. Aus der Mondlandschaft kommend setzt man sich an einen fein gedeckten Tisch und es gibt Rentierbraten zum Abendessen; nachher blasse, gelb-rote, etwas schleimige Beeren, die Sumpfbrombeeren heißen und nicht übel sind. - Was man zwischen diesen soignierten kleinen Festungen der Zivilisation antrifft, sind Lappendörfer; arme Gruppen von sechs oder acht Holzhütten, eine oft fünfzig oder hundert Kilometer von der nächsten entfernt.

Bei grauem Himmel war diese Landschaft von einer Trostlosigkeit ohnegleichen. Aber bei schönem Licht verriet auch sie Reize, die sie wie ein Geschenk mitgab demjenigen, der ihr trotz ihrer Ödheit Sympathie bewahrt hatte. Ja, gehören nicht einige Bilder, die vielleicht die kostbarsten des Sommers bleiben, eben in diese Gegend? - Eine rote Eisenbrücke, die über einen breiten, blauen Strom führt - sensationelle Kontrastwirkung des leuchtenden Rot gegen das leuchtende Blau, und dahinter, darüber das Leuchten eines morgendlichen Himmels. Das war bei Kemi, bald vor Beginn der großen Eismeer-Route. - Oder: ein See am Abend, perlmutterglatt; eine rosige Wolke, die sich unbewegt in ihm spiegelt; ein Boot, das sich in den silbrigen Nebel entfernt, Gesang, der vom Boot kommt; verklingt, während die Wolke zweimal erbleicht, im Wasser, am Himmel. Das war bei einer Ansiedlung, die Ivalo heißt; einen Tag, ehe wir nach Petsamo kamen.

Eine 'Sehenswürdigkeit' ist auch Petsamo nicht - es sei denn, das Bewußtsein, das Eismeer vor sich zu haben, stimmt den Touristen angeregt und überempfänglich. Petsamo selbst ist ein Dorf, so gering, daß wir es buchstäblich erst übersehen hatten und glaubten, wir wären noch gar nicht da. Von der Eismeerküste sieht man noch nichts Großes; nichts, was sich mit den Herrlichkeiten des nördlichen Norwegens vergleichen ließe. Es gibt viele Mücken; im Frühsommer sollen sie den Charakter einer katastrophalen Plage annehmen. - Man besichtigt ein Kloster, das russische Mönche hier gegründet haben und weiter bewohnen. Es ist merkwürdig genug, das goldüberladene, barbarisch-fromme Heiligtum dieser kleinen griechisch-katholischen Kirche inmitten einer Landschaft, die keine Üppigkeit kennt. Der Laienbruder, der uns führt und weist, sieht auch sehr barbarisch, auch sehr fromm aus, mit seiner langen, schmutzig-grauen Kutte, die ihm bis zu den Knöcheln geht, der überraschenden Haartracht - er trägt einen steifen kleinen Zopf im Nacken - und den tiefen, schlauen, gefährlich einfältigen Rasputin-Augen, die direkt über dem Gestrüpp des dunklen Bartes zu stehen scheinen. Er weist auf die Ikonenbilder, bekreuzigt sich und sagt, daß sie aus Moskau stammen - das Wort Moskau, wie weich, ergreifend, unendlich empfänglich, plastisch es aus seinem Mund klingt; das Moskau der Kirchenkuppeln, der Popen; das Mütterchen, ehe es vergewaltigt wurde vom Antichrist, der sich erst Lenin, dann Stalin nannte -; und er geleitet uns in eine dumpfige Schatzkammer unterm Dach, wo in finsteren Wandschränken, durch leichte Seidentücher vorm Lichte geschützt, priesterliche Prachtgewänder zu Hunderten hängen: Gold- und Silberbrokat, violetter Atlas, purpurner Sammet. Die Luft ist wie in der Requisitenkammer eines Opernhauses. Unser Zopfbruder betastet mit großen, lüsternen Händen all dies Weiche und schillernd Bunte; die Altardecken, die Meßgewänder; diesen ganzen verführerischen Fundus des hochheilig theatralischen Pompes, -

Hinter Petsamo hört die Straße auf. Es kommt noch ein Stück äußerstes, nördlichstes Finnland, aber dem Autofahrer ist dies nicht mehr zugänglich. Die ehrgeizige Regierung soll freilich auch für diesen letzten Zipfel der völligen Unberührtheit eine Straßenanlage planen. Dann wird Petsamo nicht mehr den Ruhm haben, der Endpunkt zu sein.

Die finnischen und ausländischen Prospekte weisen, als auf eine besondere Attraktion, auf Kolttaköngäs hin, das man zu Schiff erreicht oder indem man ein kleines Stück norwegischen Gebietes durchquert. Von der Touristenherberge aus, die dort Boris Gleb heißt und besonders stattlich ist, kann man durch ein Lappendorf zum Wasserfall spazieren, von dem viel Aufhebens gemacht wird. Es ist ein imposanter Wasserfall, aber doch wieder nicht derartig imposant, daß man die umständliche Tour ernsthaft lohnend genannt wissen möchte - vor allem dann nicht, wenn man nachher durch Norwegen reist, wo so ein Wasserfall mehr oder weniger ja schier gar nichts bedeutet. Als wir in Boris Gleb waren, fanden wir alle Menschen dort etwas nervös, weil ein Waldbrand von gefährlichen Ausmaßen in der Gegend ausgebrochen war. Der Himmel war rauchig verfinstert, das Licht so trübe wie bei Sonnenfinsternis. Wer weiß also, ob unsere schöne Herberge Überhaupt dort noch steht, und nicht, gleich nach unserer Abfahrt, von den Flammen ergriffen wurde. Wir blieben nur einige Stunden im Ort Kolttaköngäs, ehe wir nach Norwegen weiterfuhren.

Anmerkung

Erstveröffentlichung: Mitteilungen aus der Deutschen Bibliothek. Jahrbuch für finnisch-deutsche Literaturbeziehungen Nr. 12, 1978. Helsinki / Helsingfors 1978, S. 87-95 (Hg. von Andreas F. Kelletat)

Klaus Manns Reiseskizze 'Nördlicher Sommer' entstand 1932. Das Typoskript befindet sich in der Handschriften-Abteilung (Klaus-Mann-Archiv) der Stadtbibliothek München (Signatur KM 610). Teile der Skizze sind eingegangen in den Roman 'Flucht in den Norden' (1934) - in der Neuausgabe 1977 auf den Seiten 10, 20-22, 24-26, 35, 38, 41 f., 44 f., 48 f., 75, 78, 82-88, 139 f., 155, 162, 170, 187-189, 233, 235-246, 258-262, 266-27.

Der erste Platz Vermutlich der Senatsplatz mit Kuppeldom
Hotel Kämp im Bürgerkrieg 1918 Hauptquartier der deutschen Interventionstruppen
Lappo-Bewegung i.e. Lapua-Bewegung. Klaus Mann verwendet den finnlandschwed. Ausdruck, der in den dreißiger Jahren auch in der deutschsprachigen Tagespresse vorkam, S. Deutsche Tageszeitung Berlin Nr. 282 vom 17.6.1931 'Der Weg der Lappobewegung' oder Arbeiter-Zeitung Wien Nr. 66 vorn 6.3. 1932 'Das Ende des Lappoaufstandes'.
Brunnen Kaivohuone / Brunnshuset
Das Gut Gut Pekkala (Ruhala) bei Ruovesi, 50 km nördl, von Tampere. Im Besitz der finnlandschwedischen Adelsfamilie Aminoff.